Die Digitalisierung fordert die Talentförderung weltweit heraus

Wie ver?ndert die Digitalisierung die Hochschulbildung und die F?rderung von Talenten? Dar¨¹ber haben Fachleute aus Wissenschaft und Hochschulbildung am sechsten Times Higher Education (THE) World Academic Summit diskutiert. Gastgeber war die ETH Z¨¹rich.

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Highlights des World Academic Summit 2019 (Film: Times Higher Education THE)

Was brauchen Talente, um sich zu entfalten? Was m¨¹ssen Universit?ten und Unternehmen tun, um Talente zu entdecken, auszubilden und zu f?rdern? Was zeichnet ?Talent? aus? Welches Wissen und welche F?higkeiten sind f¨¹r die Digitalisierung der Arbeitswelt gefragt? Wie sollen Hochschulen die Studierenden auf den Arbeitsmarkt vorbereiten?

?ber diese Schl¨¹sselfragen der Hochschulbildung und der wirtschaftlichen Entwicklung haben diese Woche ¨¹ber 400 Fachleute aus Universit?ten und Bildungspolitik an der ETH Z¨¹rich diskutiert. Anlass dazu gab der sechste World Academic Summit 2019 zum Thema ?Wie Talente gedeihen?. Die ETH Z¨¹rich war die Gastgeberin und organisierte die Veranstaltung f¨¹r das ¨C f¨¹r sein Hochschulranking bekannte ¨C Bildungsmagazin ?Times Higher Education (THE)?.

Der Wandel, den die Wirtschaft derzeit erlebe, sei tiefgreifend. Darin waren sich die Fachleute aus Wissenschaft und Unternehmen einig. Hingegen kann niemand in letzter Konsequenz vorhersehen, wie genau sich die Arbeitswelt durch neue Technologien ¨C Schlagwort etwa: K¨¹nstliche Intelligenz ¨C ver?ndern wird, und wann genau welche Sektoren und Produktionsprozesse automatisiert werden. Nicht abschliessend zu beantworten ist deshalb, welche F?higkeiten die Arbeitnehmenden in naher Zukunft f¨¹r ihre Jobs haben m¨¹ssen.

Neue Kompetenzen sind gefragt

?Bis 2022 werden sich die Kernkompetenzen, die f¨¹r die Aus¨¹bung der meisten beruflichen Aufgaben erforderlich sind, um 42 Prozent ver?ndern?, sagte Saadia Zahidi, Gesch?ftsf¨¹hrerin beim Weltwirtschaftsforum WEF. Daf¨¹r sei eine regelrechte ?Umschulungsrevolution? (engl. ?reskilling revolution?) n?tig. Tendenziell zeichne sich ab, dass F?higkeiten wie analytisches und innovatives Denken, aktives Lernen sowie Kreativit?t, Originalit?t und Initiative k¨¹nftig gefragter seien als heute.

Angesichts dieser Entwicklung, in der sich Wissen nicht ¨¹ber bestimmte technische Inhalte definieren l?sst, da diese Techniken vielleicht morgen schon veraltet sind, wird lebenslanges Lernen zu einer Schl¨¹sself?higkeit ¨C zusammen mit der F?higkeit, komplexe Probleme zu adressieren und fach¨¹bergreifend zu l?sen. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Hochschulbildung. Doch Hochschulen spielen darin eine zentrale Rolle, da sie die Grundlagen der neuen Technologien erarbeiten sowie die Talente ausbilden, die diese Technologien in der Wirtschaft vorantreiben.

Talent w?chst je nach Umgebung

?Talent ist nicht etwas, das die Menschen haben, sondern sie entwickeln es im Austausch zwischen Individuen und der Welt, und Hochschuldozierende sind die Gestalter daf¨¹r?, sagte Manu Kapur, Professor der ETH Z¨¹rich f¨¹r Lernwissenschaften, und fasste damit die Diskussionen zusammen. Wie Industrie- und Hochschulfachleute aus Asien, Nordamerika und Europa darlegten, verbindet Talent pers?nliche Qualit?ten und zwischenmenschliche Eigenschaften und entwickelt sich je nach Umgebung und den Chancen, die sie bietet, mehr oder weniger.

Die unverwechselbare Rolle der Hochschulen habe mit ihrer Autonomie zu tun. Sie k?nnten Studierenden eine Umgebung bereitstellen, in der sie forschungsnah lernen k?nnten und die Chance erhalten, eigene Ideen auszuprobieren. Wesentlich dabei sei, dass die Universit?ten ihren Studierenden vermittelten, dass man in einem Forschungsprozess auch scheitern k?nne und entsprechend Widerstandsf?higkeit (engl. ?resilience?) brauche.

Technische und ethische Kompetenzen

Die Hochschulbildung m¨¹sse sowohl Faktenwissen und technische F?higkeiten als auch Probleml?sungskompetenz und lebenslange Lernf?higkeit vermitteln. Angesichts des Tempos des technischen Wandels wurde die Wichtigkeit kritischen Denkens, ethischen Wissens, des Gesp¨¹rs f¨¹r Anstand (engl. ?decency?) und des Kostenbewusstseins betont.

Unternehmensvertreterinnen wie Gordana Landen, Chief HR Officer der Adecco Gruppe, und Karin Vey, Executive Innovation Consultant von IBM Research Zurich, hoben ebenso die Bedeutung von lebenslangem Lernen und ?reskilling? hervor.  In der Diskussion wurde zudem gesagt, dass es dabei nicht nur um attraktive Arbeitsumgebungen gehe, sondern auch um neue Finanzierungsformen der Weiterbildung und die Zusammenarbeit von Unternehmen, Hochschulen und Staaten.

Neben Kooperationen von Hochschulen und Unternehmen werde k¨¹nftig auch wichtiger, dass Arbeitnehmende in ihrer Karriere mehrmals zwischen Universit?t und Unternehmen wechseln k?nnten ¨C zu Arbeits- oder zu Bildungszwecken. Eine Schl¨¹sselrolle komme den Online-Bildungsangeboten zu, da sie breiter zug?nglich seien als die Studien- und Weiterbildungsangebote der Hochschulen.

Spaltung der Gesellschaft vermeiden

?Als Hochschulangeh?rige m¨¹ssen wir ¨¹ber die Bed¨¹rfnisse der Gesellschaft nachdenken und mit den Unternehmen diskutieren, welche F?higkeiten ben?tigt werden?, sagte Alessio Figalli, Professor f¨¹r Mathematik an der ETH Z¨¹rich. Zu Beginn der Konferenz hatten Jo?l Mesot, Pr?sident der ETH Z¨¹rich, und Phil Baty, Chief Knowledge Officer von THE, darauf hingewiesen, dass die einseitige F?rderung von ?Supertalenten? kein nachhaltiges Modell sozialer und wirtschaftlicher Stabilit?t sei.

?Wenn sich die Kluft zwischen gut Ausgebildeten und Menschen mit geringen Chancen vergr?ssert, dann ist der soziale Zusammenhalt gef?hrdet. Soziale Stabilit?t ist langfristig nur m?glich, wenn wir alle Mitglieder der Gesellschaft einbeziehen und ihnen eine breite Perspektive bieten?, sagte Mesot. ?Universit?ten, Regierungen und Industrie sollen alles unternehmen, damit jegliches Talent, woher auch immer es kommt, erkannt wird und zu einer besseren Welt beitragen kann?, sagte Baty.

Es kam auch zur Sprache, wie Hochschulen Diversit?t in Ausbildung, Talent- und Laufbahnf?rderung erm?glichen k?nnen, damit beide Geschlechter und m?glichst viele Menschen die Chance erhalten, an der technologischen Entwicklung mitzuwirken. ?Es ist sehr w¨¹nschenswert, dass wir eine h?here Diversit?t in der F¨¹hrung von Hochschulen erreichen?, sagte ETH-Rektorin Sarah Springman.

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